GRAŻYNA KANIA
NORWAY.TODAY zurück
MITTELDEUTSCHE ZEITUNG, 16.05.2006
Felsensprung in das Leben
Grazyna Kania inszeniert „norway.today"
von THOMAS ALTMAN
(...) Das Anhaltische Theater wählte die Alte Brauerei in der Elisabethstraße zum neuen Spielort. Dieser erweist sich sogleich als befähigt, nicht nur seiner theatralischen Potenzen wegen, nicht nur, weil es im alten Gemäuer ein wenig kühler sein mag als anderswo.
(...) Die sparsam eingerichtete Bühne lässt Raum für latente Höhenängste. Grazyna Kania stellt ihre Inszenierung überzeugend in den Dienst der überraschend komischen, ausreichend hintergründigen Dialoge und tut gut daran, den Konflikt nicht auf den Gegensatz von virtueller Illusion und so genannter Realität zu reduzieren. Bauersima selbst benutzt den Film häufig auf der Bühne. Hier liefert die Kamera Einblicke in das Zelt und eine Dopplung der Akteure während der Abschiedsreden. Das schafft keine multimedialen Effekte. Ausgerechnet die Leinwand bringt Nähe, birgt Intimität. Dieses völlig unangestrengt jugendliche Paar sieht man auch gern aus der Nähe, wie sie sich aufrichten, wie sie fallen und diese Liebe im Konjunktiv praktizieren, wirklich wie „zwei kleine Kaffeelöffel“, ausreichend cool, ausreichend verlegen. Ohne Problem mit dem Jugendjargon liefern sie einen wohl temperierten Tanz über dem Abgrund. August: „Fake kann total echt sein, manchmal.“ (...)
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