GRAŻYNA KANIA
PUSH UP 1-3 zurück
MITTELBAYERISCHE ZEITUNG, 6.02.02
Das grobe Traktieren der Ersten und Letzen im Büro
Tumult am Arbeitsplatz: Kanias gelungene Inszenierung von Schimmelpfennig „Push up 1-3“ im Heidplatz-Theater
von Susanne Wiedamann
(...) Ein Faszinierendes Gemisch, mit dem Regisseurin Grazyna Kania das Publikum im Regensburger Heidplatztheater da konfrontiert. Packend, trotz karger Ausstattung, trotz der mit etwas über eineinhalb Stunden fernsehtauglichen Kürze und einer Handlung, die wenig von Taten, vielmehr von Wortgefechten lebt. Dem Premierenpublikum am Samstag war’s gerade recht. Sehr viel Applaus für diese fast schon Miniaturen, in die Schimmelpfennig einen riesigen, unterschwelligen Verständnis- und Gefühlskosmos hineingeschrieben hat.
(...)Genialer Einstieg: Der Monolog des Pförtners Heinrich kommt vom Band, wird über vier Monitore am rechten Bühnenrand übertragen. (...) Gerade diese Momente des Perspektivwechsels, wenn die ersten zu den Letzten mutieren und umgekehrt, werden von den Schauspielern in kleinsten Gesten groß gespielt: dieses befriedigte Zucken um die Mundwinkel von Anja Carolin Pohl, als ihre Figur Sabine stolz erkennt, was ihr die andere zutraut. Dieses triumphierende Grinsen von Stephan Gad, bevor sein Frank dem älteren Protz Hans, mit dem kleinen Wörtchen „Doch“ die Luft aus den Segeln nimmt. Und Ballhaus zögerliches Zerbrechen. Die Parallelen in der Körpersprache von Haake und Thorwald. Alles gut ausgespielt, in einer Feinheit, die die wesentlichen Details betont, als wären sie für die Kamera gedacht. Eine griffige Darstellung aller Typen.
(...) Insgesamt ist dies eine Inszenierung, die glänzend unterhält. Und die die viele Gefahren, die das an Wiederholungen reiche Stück bringt, problemlos umwirft. So ist auch der Monolog der Maria (Silvia Rhode) aus der Pförtners-Loge, eine Wiederholung, die den Kreislauf der Alltags-Schizophrenien schließt. So dass alles von vorne beginnen kann. Jeden Morgen. Immer wieder.
Regensburg Kultur, 06.02.06, www.regensburg-kultur.de
Mach Macht einsam? Im Theater am Heidplatz ist die Welt der Yuppies und Workaholics eingezogen. Zum Glück nur als Stück.
von Rea Revekka Poulharidou
(...) Gast-Regisseurin Grazyna Kania (Polen) hat "Push-up" als pures Konversationstheater ganz ohne äußerliche Verzierungen inszeniert und kann sich dabei ganz auf das hervorragende Schauspielerpersonal des Regensburger Theaters verlassen, das in den einzelnen Szenen zur Bestform auffährt. (...)Lobenswert, die Einbindung der Wachpersonal-Szenen in Videoeinspielungen. Die visuellen Einzelsequenzen einer Gesamthandlung lockern die sprachdominierten "Push up"-Szenen auf, bringen sogar einen gewissen Ruhepol auf.
Eine schwache Glühbirne steht im Kontrast zum weißen Licht der "Oberen". Sie leuchtet in einer Welt, in der die "kleinen Leute", das Getue und Intrigieren der "Großen" auf einen einfachen Nenner bringen. Fazit: Glänzend gespielt, hervorragend inszeniert und erschreckend klar im Ausdruck. Unbedingt ansehen!
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